Gelesen habe ich schon immer. Schon immer viel und schnell - ich konnte als Kind so schnell lesen, dass mir meist schon nach kurzer Zeit mein Lesestoff ausging. Ich habe also Bücher und sogenannte ‘Groschenheftchen’ (also: Schundliteratur) gefressen. Der Lesestoff, das waren Abenteuerbücher, westliche und auch welche aus der DDR - das war der einzige Lesestoff, der von der Verwandtschaft aus dem Osten in den Westen geschickt werden durfte. Und so wusste ich immer, was Perry Rhodan so trieb, Fix und Foxi, Karl May’s Old Shatterhand, welche Abendteuer die jungen Pioniere erlebten im Kampf um den Sieg der Arbeiterklasse.
Fix und Foxi, die Digedags, später dann die Abrafaxe (gibts heute noch). Sigurd. Natürlich auch Asterix und Obelix bis ins Erwachsenenalter und vieles andere mehr. Und ich lese bis heute gerne Comics (der Meister heißt ©Tom mit seinen Dreibilder-Comics in der taz), gern auch belgische (wunderbare Figur: Rantanplan; sprich das mal französisch aus!) oder holländische: über Jahrzehnte Klasse: Gerrit de Jagers ‘Familie Doorzon’.
Sehr empfehlenswert: ‘Tristram Shandy’ von Martin Dowson, schön aufgemacht, irrwitzige Zeichnungen - dem Text angemessen (der wird ja gern mit
'Finnegans Wake' verglichen). Unlesbar als Buch, aber gezeichnet einfach Klasse
‘Maus’ von Art Spiegelman ist so gigantisch, dass ich es kaum aushalten kann. Ich habe es bis heute nicht geschafft, das zu Ende zu lesen, es geht mir zu nahe.
Im Studium musste ich naturgemäß viel schreiben (Hauptfach: Theologie; das sind Textfresser), später im Beruf (bis heute) auch. Und ich habe immer gerne
Texte verfasst, dokumentarische und auch technisch Texte.
Technische Texte, das sind für mich Texte wie dieser hier (HTML-Quelltext) oder Quelltexte für die Programmierung von Computern. Ich programmiere seit meiner
Schulzeit - wir hatten eine Informatik-AG in der Schule, hatten einen Computer, der war groß wie ein Schrank und konnte soviel wie heute mein programmierbarer Taschenrechner.
Jedenfalls programmiere ich seit Jahrzehnten mal mehr, mal weniger sinnvolle und hilfreiche Programme, meist in Basic, aber auch Pascal und C-Sharp.
Über die Kunst des Proggrammiercodes wird gestritten (Mädchen-Code?), nicht erst seit gestern.
Ein gut geschriebener und wohlgeformter Quellcode ist jedoch noch nach Jahren lesbar und ist in seiner Ästetik mit Versmaß und Melodie durchaus auch mit Gedichten zu vergleichen!
Es gibt schöne Tools, die Quelltexte, die mit Kommentaren versehen sind, wunderschön dokumentieren. Man muss sich halt an gewisse Konventionen halten. Das kann man natürlich auch für anderes (Hasengedicht) verwenden, alle, die schonmal Programme geschrieben haben, werden das verstehen . . .
Ich schrieb zur Zeit der Entstehung der taz mal ne Meldung mit einer taz-Ini, heute bin ich taz-Genosse mit einem Anteil (von derzeit 18.500) an der Zeitung. Im Studium war ich einer
der Redakteure (übrigens auch Drucker) beim ‘Grundblick’, einer alternativen Zeitung in der Nähe von Marburg
Ich lese gerne Texte in anderen Sprachen, wenn ich die denn verstehe. Und oft versteht man die eigene Sprache erst, wenn man
mal versucht hat, andere Sprachen und die Art und Weise zu verstehen, in der andere Völker Sachverhalte und ihre Gefühle
dazu ausdrücken. ‘A Treasury of Goodnight Stories’ war ein Kinderbuch, aus dem wir abends oft vorgelesen haben und wir
haben mit den Kindern zusammen Tränen gelacht, weil kaum ein anderes Volk als die Engländer einen solchen skurrilen Humor
aufzuweisen haben (schon mal ‘Das Leben des Brian’ gesehen?).
Ernst Jandl war in meiner Studentenzeit mein absoluter Favorit, insbesondere die Platten
(zB. 'Freunde schöner Götterfunken' in 'Das Röcheln der Mona Lisa',
etwa bei Minute 17:00), ein Genuss.
Er selbst sprach auf seinen Platten und verfremdete die Gedichte mit den technischen Mitteln seiner Zeit, genial.
Mein absolutes Lieblingsbuch heute ist ein Gedichtband, der heisst ‘The Flower Of The Mind’ - ‘A Choice Among The Best Poems’,
erschienen in London (Second Edition) 1904. Shakespeare, Spenser, Greene, Campion, Barnfield, Sir Walter Raleigh usw. sind
die Autoren der Gedichte aus der Zeit von etwa 1660 bis 1860. Große Literatur, Gedichte, die in der Kompaktheit der
englischen Sprache Dinge ausdrücken, für die wir Deutschen Romane benötigen. Grandios. Ich habe versucht, einige dieser Gedichte
nachzudichten - eine reine Übersetzung wird dem Werk nicht gerecht, weil es den Sprachklang, die Melodie und das Metrum des Gedichts
nicht berücksichtigt. Es ist unglaublich schwierig, wers mag, kann es nachverfolgen, an einigen Gedichten sitze ich seit Jahren fest
und komme nicht weiter.
Texte lesen und schreiben.
Viel Spaß dabei!